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Die Laterna magica im Museum im Adler

Bescheiden versteckt sich eine Laterna magica in einer kleinen Vitrine im 1. Stock des Museums.

Sie lässt den bunten, beleuchteten Glasbildern den Vortritt, die dem Betrachter sofort ins Auge fallen.

Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, denn diese handgemalten Glasbilder führen in eine längst vergangene Welt. Neben dem Goldesel aus dem Märchen „Tischlein deck dich“, sind Motive aus Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ zu sehen. Zirkusgestalten tummeln sich in buntem Reigen und Soldaten stehen stramm.

Es gäbe noch vieles mehr zu entdecken, wären die Bildchen nicht gar so klein!

Nun kommt die Laterna magica ins Spiel. Nicht umsonst trägt sie ihren Namen, der übersetzt Zauberlaterne heißt.

Hinter ihrem unscheinbaren, schwarzen Blechgehäuse, das von einem Schornstein gekrönt wird, verbirgt sich eine sagenhafte Fähigkeit. Sie kann diese bunten Glasbilder größer zaubern.

Wie sie das macht? In ihrem Innern befinden sich eine Petroleumlampe und ein Hohlspiegel, der das Licht bündelt. Dieses Licht wird durch eine Linse auf eine weiße Wand projiziert. Wenn nun einer der Glasbildstreifen, auf dem Kopf stehend, in den Lichtstrahl gehalten wird, erscheinen die Bilder wie von Zauberhand vergrößert auf der weißen Wand.

Gestatten: Laterna Magica, die Urgroßmutter des Diaprojektors.

Schon Leonardo da Vinci soll mit projizierten Bildern experimentiert haben, aber als ihr eigentlicher Erfinder gilt der holländische Physiker Christian Huygens.
Im Jahr 1659 konstruierte er einen Projektionsapparat mit einer Öllampe als Lichtquelle. Als Bildmaterial wurden bemalte Glasplatten verwendet.
Bis zum Siegeszug des Dia- und Filmprojektors im vergangenen Jahrhundert hat sich am Konstruktionsprinzip dieser „Zauberlaterne“ nichts geändert. Die Bilder werden heute fotografisch gewonnen und das Licht kommt von einer elektrischen Glühlampe.

Wir können uns heute kaum mehr vorstellen, in welchem Maße unsere Vorfahren von der Lichtbildschau beeindruckt waren.
Auf Jahrmärkten und in bürgerlichen Salons, in Kirchen und Wirtshäusern wurde das Wunderwerk der Technik vorgeführt, das immer weiter entwickelt wurde. Fahrbare Laternas konnten die Illusion einer Bewegung erzeugen. Ein allgemeines Gruselgefühl stellte sich ein, wenn Gespensterbilder, untermalt von unheimlichen Klängen, auf Rauchschwaden oder bewegte Vorhänge projiziert wurden. Die Zuschauer mussten sich dafür in einen vollständig abgedunkelten Raum begeben, denn das Licht einer Petroleumlampe war vergleichsweise schwach.

Die Vorstellungen dauerten bis zu zwei Stunden und wurden oft von einem Rezitator, Musik und Geräuschen begleitet.
Die Laternabilder waren aber nicht nur ein unterhaltsamer Zeitvertreib. Motive mit biblischen Szenen dienten der religiösen Erbauung, auf anderen finden sich ländliche Szenen, Bauwerke aus fernen Ländern, exotische Tiere oder Darstellungen wichtiger zeitgeschichtlicher Ereignisse.

Im Museum im Adler wird beschrieben, wie ein Laterna magica Mann, mit seiner Zauberlaterne auf dem Rücken, von Dorf zu Dorf zog und für Unterhaltung und Bildung der Bevölkerung sorgte.

Zum Kinderspielzeug wurde die Laterna magica im 19. Jahrhundert und so mancher Kindergeburtstag fand seinen Höhepunkt in einer Vorführung mit der Laterna magica.

Später wurden die Geräte mit Glühlampe und Stromanschluss ausgerüstet, was die Lichtqualität und die Vorführbedingungen erheblich verbesserte. Parallel zur Entwicklung der Fototechnik wurden nun auch Bildstreifen aus Zelluloid hergestellt. Mit der Entwicklung und Verbreitung des Kinematographen Ende des

19. Jahrhunderts geriet die Laterna Magica immer mehr in Vergessenheit.

Die Medien des 20. Jahrhunderts, Film, Diaprojektion und Fernsehen bauten aber auf Erfahrungen aus der Projektionskunst der Laterna Magica auf.

Die Laterna magica im Museum im Adler ist ca. 100 Jahre alt.

Ein vergleichbares Gerät haben wir bei einer Kinderführung im Museum im Adler verwendet und uns für eine Stunde in eine längst versunkene Zeit entführen lassen.

Es war eine Zeit, in der die Bilder noch nicht laufen konnten, aber in bunten, zauberhaft bemalten Glasbildern schon davon träumten.

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