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Museum im Adler: Mein Lieblingsstück

Im Laufe dieses Jahres werden einige Mitglieder des Bundes für Heimatkunde Benningen die Gegenstände in der ständigen Ausstellung vorstellen, die ihnen besonders am Herzen liegen.

Heute berichtet Roland Schlegel, Mitglied des Ausschusses, über sein Lieblingsbild.

Mir imponiert dieser stolz in die Kamera schauende stattliche Wanderhändler vor seinem wohlgenährten Ross und gut bestückten Wagen. Er hat es zu etwas gebracht! Er gehört zu den Aristokraten des Hausierhandels!

Den wenigsten, die ihren Lebensunterhalt als Hausierer verdienen mussten, erging es annähernd wie ihm.

Noch vor 100 Jahren war der Hausierhandel von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Ein Dorf kam ohne die Dienstleistung der Hausierer nicht aus. Einkaufsmöglichkeiten in einem Ort wie Benningen gab es kaum. So war es praktisch, wenn die Waren ins Dorf kamen. Nur, was angenehm begann, wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts lästig.

Gab es in Württemberg im Jahre 1860 etwa 3000 Hausierer, so stieg die Zahl nach der Neufassung der Gewerbeordnung stetig an. So gingen 1882 schon 22000 Gewerbetreibende von Ort zu Ort. Oft verbarg sich hinter dem Hausieren nur noch Bettelei.

Angeboten wurden von diesen Kleinhändlern meist Waren, die der Tradition ihres Heimatortes folgten: Holzwaren, Bürsten, Steingut. Vor allem im Winter wurden diese Waren in Heimarbeit mit Hilfe der ganzen Familie unter ärmlichsten Bedingungen gefertigt. Im Frühjahr und Herbst waren die Männer und Frauen unterwegs, oft wurden ihre Kleinkinder mitgenommen, während die Schulkinder im Heimatort in Kost gegeben wurden.

Viele Händler kamen von weit her und hatten oft einen gefährlichen Reiseweg hinter sich zu bringen. So brachten sie auch Neuigkeiten aus der Ferne und manches Mal auch neues politisches Gedankengut mit. Schon deshalb waren sie der Obrigkeit ein Dorn im Auge und wurden oft von der Polizei kontrolliert.

Aber all dieser Armut und Beschwernis ist unser stolzer Händler entkommen. Er hat in seinem Metier Karriere gemacht und vertreibt nur noch seine Waren. Er muss sie nicht mehr selbst produzieren. Und er ist gewiss auch gerne gesehen, wenn er mit gut sortierter Ware ins Dorf einfährt, nun darauf wartet, dass sich seine Ankunft bis zum letzten Haus herumspricht und die Hausfrauen für die zusammen gesparten Groschen die fehlenden Teller oder den zerbrochenen Krug ersetzen werden.

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