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Mein Lieblingsstück im Museum - 2. Teil -

Unsere Reihe „Mein Lieblingsstück im Museum“ möchten wir hiermit fortsetzen. Heute kommt der Schriftführer des Bundes für Heimatkunde Diethard Erbslöh zu Wort.

Mein Lieblingsstück im Museum ist das Modell der alten gedeckten Holzbrücke über den Neckar. Das Modell ist zwar nicht ganz maßstabsgerecht, wie der daneben stehende Bauplan zeigt. Aber es gibt einen guten Eindruck vom einzigartigen Charakter dieses historischen Benninger Bauwerks. Die erste Erwähnung der Neckarbrücke ist fast 400 Jahre alt. Danach wurde sie vom Herzog mitfinanziert, so dass sich die Gemeinde mit ihm den Brückenzoll, der im Brückenhaus erhoben wurde, teilen musste. Die Brücke wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört und erst 1680 in der Form, wie sie das Modell zeigt, wieder errichtet. Dabei wurden auch erhebliche Frondienste von umliegenden Gemeinden in Anspruch genommen.

Der Neckarbrücke verdanken wir die Existenz unseres schönen Fachwerkgebäudes „Im Adler“. War es doch im Jahr 1630, dass Melchior Hirschmann und seine Frau Gertrauda das Gebäude als Gasthof erbaut haben, wie es in der steinernen Gedenktafel am Eingangstor zum Hof heißt. Sie kamen rasch zu Wohlstand, denn sie vermuteten sehr richtig, dass manch Reisender bevor er den Neckar nach Norden hin überquerte, zunächst einmal Rast machen und seine Zugtiere unterstellen wollte. Im Jahr 1984 wurde das alte Gasthaus, in dem sich auch eine Metzgerei befand, zum Museum umgebaut, zunächst mit einem Vereinszimmer für den Bund für Heimatkunde.

Zurück zu dem im Erdgeschoss des Museums ausgestellten Modell. Es ist sehr fein ausgearbeitet und zeigt die 5 Brückenpfeiler, die langgestreckten Seitenwände mit Fensterschlitzen und die Bedachung mit Holzschindeln. Leider sind die großen Tore am Ein- und Ausgang des Brückenbaus nicht nachgebildet. Sie wurden noch bis ins 19. Jahrhundert während der Nacht stets sorgsam verschlossen gehalten. Wenn man einen Blick durch den langen düsteren Gang der Holzbrücke riskiert, gewinnt man einen Eindruck, wie man ihn wohl damals beim Durchschreiten auch empfunden haben mag. Deutlich erkennt man die kunstvolle Dachkonstruktion.

Gerne traf sich damals die Jugend in dem überdachten, fast 100 m langen Gang zu Spiel und Tanz. Weniger lustig ging es allerdings zu, wenn Burschen aus dem benach-barten Marbach über den Fluss wollten, insbesondere wenn sie sich für Benninger Mädle interessierten. Dann nämlich mussten sie damit rechnen, dass sich die Benninger Burschen aus ihrem Versteck im Dachgebälk auf die Konkurrenten stürzten, um sie zu vertreiben. Noch heute hält sich wegen diesen Umstands der Spruch „Kommst Du durch Benningen ungeschlagen, so kannst Du von großem Glücke sagen!“

Die schöne hölzerne Neckarbrücke, an die unser Modell im Museum erinnert, hatte über viele Jahrhunderte Bestand. Sie trotzte vielen Hochwassern. Erst am Ende des letzten Weltkriegs, als Fanatiker glaubten, die Übermacht der feindlichen Truppen aufhalten zu können, wurde sie durch Sprengung des nördlichen Teils am 20.04.1945 lange Zeit unbrauchbar. Die Benninger Weingärtner, die zu ihren Weinbergen auf der anderen Neckarseite wollten, mussten eine provisorisch eingerichtete Fähre benutzen. Und als der Neckar im Jahr 1954 schiffbar gemacht wurde, war das Schicksal der alten Neckarbrücke besiegelt. Sie musste einer neuen, noch heute bestehenden Spann-betonbrücke weichen. Als traurige Reste sind lediglich einige Hölzer des Parkettbodens und einige spitze Brückenschuhe erhalten, mit denen die schweren Eichenstämme der Brückenpfeiler in den Grund gerammt waren.

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