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Mein Lieblingsstück im Museum im Adler
Einige Mitglieder des Bundes für Heimatkunde möchten dieses Jahr das Ausstellungsstück im Museum im Adler vorstellen, das sie am liebsten mögen.
Beginnen möchte ich, Margarita Schlegel, Vorsitzende des Vereins, mit meinem Favoriten. Wobei es sich hier nicht um ein Einzelstück handelt, sondern um einen ganzen Bereich.
Angetan hat es mir ein Teil des Bereichs „Dienstboten – Frauen“.
Nachdem ich mich etwas mit diesem Thema beschäftigt hatte, stieg meine Achtung vor der Leistung und dem Können unserer Ahnen.
Da die Bevölkerung in den ländlichen Regionen meist recht arm war, blieb den Familien nichts weiter übrig, als ihre Töchter nach der Konfirmation in die Stadt in Stellung zu geben. Es muss einer Vierzehnjährige doch zum Fürchten gewesen sein, nun alleine auf sich gestellt zu sein, bei einer fremden Familie in der Stadt zu wohnen und zu deren Zufriedenheit zu arbeiten. Auch wenn sie bereits zuhause der Mutter schon kräftig zur Hand ging, wird ihre Unerfahrenheit zu manchem Tadel Anlass gegeben haben. Ihr Arbeitstag dauerte mindestens 15 Stunden. Sie war die erste, die aufstehen, sich anziehen und dann das Feuer schüren musste. War sie in einem kleineren Haushalt die einzige Kraft, hatte ich das Frühstück zu richten, die Kinder zu wecken, später das Haus in Ordnung zu bringen, für das Essen zu sorgen. Auch die Wäsche musste gewaschen werden, wobei das Wasser vom nächsten Brunnen geholt wurde. Bis sie abends todmüde ins Bett fallen konnte, musste sie sich um die Kinder kümmern und die Küche aufräumen und ganz am Tagesende nahm sie sich noch Zeit, ihre eigenen Kleider in Ordnung zu bringen.
Ihre Dienstzeit dauerte mindestens ein Jahr, oft wurde sie um weitere Jahre erweitert, manchmal blieb sie sogar ein ganzes Leben. Ist es in eine gute Familie gekommen, war die Arbeitszeit einer Dienstmagd auch erfreulich, sie erhielt das Vertrauen der Dienstherren und sehr oft das der Kinder, die mit ihr meist mehr Zeit verbrachten, als mit ihren Eltern. In größeren Häusern konnte die Magd sich hinauf arbeiten vom Dienstmädchen zur Köchin oder bis zur Kammerzofe.
Jedoch blieben die meisten Mädchen nur wenige Jahre. Bis zu dem Zeitpunkt nämlich, an dem ihre Eltern im heimatlichen Dorf einen Mann für sie gefunden hatten. Wahrscheinlich war so manche nun froh, die viele Arbeit hinter sich lassen zu können. Sehr schnell wurde ihr jedoch nach der Heirat bewusst, dass sie nun als Hausfrau noch mehr Aufgaben zu verrichten hatte. Da wartete der Haushalt, sie war zuständig für die Vorratshaltung, musste auf dem Feld und im Weinberg mitarbeiten und hatte auch eine ständig wachsende Kinderzahl zu versorgen.
All diese Lebensschritte sind im sog. Frauenraum dokumentiert und gerne sehe ich mir diese Ausstellung mit Respekt vor diesen Frauen an.
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